Geführte Wildkräuter-Wanderung: Worauf muss man achten, bei Pflanzen vom Wegesrand?

2022-09-30 23:38:34 By : Mr. Yan LIU

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Manche Pflanzen schmecken nur Tieren, manche allen. Bild: Illustration Charlotte Wagner

Unkraut aufessen statt jäten! Unsere Autorin nimmt an einer Wildkräuter-Wanderung teil und lernt, dass „essbar“ nicht immer „lecker“ ist, welche Pflanze nach Wasabi schmeckt und welche die Wäsche rein hält.

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S onntag Morgen, ein Parkplatz am Waldrand. „Bist du zur Pilzwanderung hier?“, fragt mich ein Mann mit offiziell aussehender Outdoorweste. Das wäre am ersten regnerischen Herbstwochenende zwar naheliegend, doch ich will heute Wildkräuter sammeln. Mit der professionellen Unterstützung von Petra. Sie arbeitet für Wildschytz, das Unternehmen bietet vielerorts in Deutschland geführte Wildkräuter- oder Pilzwanderungen an. Dafür interessieren sich wohl immer mehr Menschen, in Buchhandlungen findet man etwa hip gestaltete Bücher zur Bestimmung von Wildpflanzen. Das passt zum Zeitgeist: Was könnte nachhaltiger und regionaler sein, als Unkraut vom Wegesrand zu essen?

Tatsächlich ist es schon etwas spät im Jahr für frische Wildkräuter. „Ideal ist der Frühling“, erklärt Petra, die eigentlich Ingenieurin ist. Fündig werden wir dennoch direkt am schmuddeligen S-Bahnhof, auf der kleinen Rasenfläche neben dem Eingang, zwischen Zigarettenstummeln und Fetzen von Plastiktüten wächst die Kanadische Goldrute mit gelben Blüten. Diese sollen nach Honig schmecken und die in den Blättern des Neophyten enthaltenen Bitterstoffe Magenbeschwerden lindern. Wie Petra rupfe ich mir beherzt ein Blatt und beiße rein, doch ich habe wohl voreilig danebengegriffen, es schmeckt bitter. „Man pflückt immer die jungen, zarten Blätter“, erklärt Petra. Die älteren enthalten mehr Bitterstoffe und sind zäh. Zudem ist das Risiko höher, dass ein Hund – der natürliche Feind des Wildkräutersammlers – darauf gepinkelt hat. Schon schmackhafter ist dann die Pflanze, die wir ein paar Meter weiter entdecken, sie sieht aus wie Rucola: Eine wilde Rauke, erklärt Petra.

Allein wäre ich an den Pflanzen einfach vorbeigelaufen, doch Petra erkennt sogar unscheinbares Gestrüpp am bald erreichten Waldrand als Wilde Möhre. Sie rät jedoch, im Zweifel ein Bestimmungs-Buch oder eine App zu konsultieren. Regel Nummer eins bei Wildkräutern: Iss nichts, was du nicht genau identifiziert hast. Die Wilde Möhre lässt sich zum Beispiel leicht mit der giftigen Hundspetersilie verwechseln und wird, wie viele Pflanzen, die uns während unseres Spaziergangs begegnen, zu Unrecht als Unkraut geschmäht: Aus Brombeerblättern lässt sich ein Tee kochen, und die Wurzel der Nelkenwurz schmeckt getrocknet nach – Sie ahnen es – Nelken. Andere taugen als nützliche Haushaltshelfer, wie der Rainfarn, er vertreibt Ungeziefer, und die Blätter des Efeus enthalten Seifenstoffe. Man packt eine Hand voll in ein Wäschenetz und gibt sie statt Waschmittel der nächsten Ladung bei; Essen sollte man die giftigen Blätter nicht.

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Überhaupt sinniere ich, noch mit bitterem Nachgeschmack im Mund, über den Begriff „essbar“, der im Grund ja nur verheißt, dass das Gewächs einen nicht in die Notaufnahme befördern wird. „Nicht giftig“ heißt nicht automatisch „lecker“. Vieles ist wohl auch Gewöhnung – so ein Kopfsalat ist auch keine Geschmacksexplosion, wahrscheinlich fehlt dem Weiß-Gänsefuß und der Brennnessel nur das richtige Balsamico-Dressing. Anders ist es mit sogenannten Gewürzpflanzen, die einen starken Eigengeschmack haben. In meinen Augen handelt es sich um verdorrte Halme, auf die Petra nun deutet, doch diese entpuppen sich als Knoblauchrauke. Sie pflückt eine Schote, öffnet diese und gibt mir längliche schwarze Samen zum Probieren. Sie schmecken würzig, nach Wasabi oder Erdnuss. Ich stecke gleich ein paar ein. Die Blätter tragen den Geschmack von Knoblauch, berichtet Petra, nur weniger intensiv und ohne den lästigen Nachgeschmack. Das klingt vielversprechend. Allerdings wachsen die jungen Blätter nur im Frühling – ich werde mich also im kommenden Jahr wieder auf die Suche machen.

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Unkraut aufessen statt jäten! Unsere Autorin nimmt an einer Wildkräuter-Wanderung teil und lernt, dass „essbar“ nicht immer „lecker“ ist, welche Pflanze nach Wasabi schmeckt und welche die Wäsche rein hält.

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