Kleine Partikel mit unklarem Risiko

2022-09-16 23:10:28 By : Mr. Wiikk Wiikk

Autor: Annette Kanis/Kathrin Strobel

Der Mensch nimmt täglich Plastik auf. Im Darmmikrobiom führen die winzigen Teilchen zu Veränderungen, die mit Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Adipositas und chronischer Lebererkrankung in Verbindung stehen können. Der Frage, wie schädlich Mikroplastik für den Menschen ist, sind österreichische Forscher nachgegangen.

Jede Woche gelangen etwa 5 g Mikro- und Nanoplastik (MNP) in den Verdauungstrakt – das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte. Inwiefern von den winzigen Plastikmengen ein gesundheitliches Risiko ausgeht, haben Dr. Elisabeth Gruber von der Medizinischen Universität in Wien und Kollegen näher beleuchtet.

Der Körper nimmt MNP vor allem über die Atemwege und über Nahrungsmittel und Getränke auf. Das Plastik löst sich aus Lebensmittelverpackungen und Flaschen. Außerdem gelangt es über den Verzehr von Fisch und Meersalz über die Nahrungskette in den Organismus, da sich in den Gewässern MNP sammeln, die beispielsweise durch das Waschen von Mikrofasertextilien herausgelöst wurden.

Bei Mäusen verringert Mikro- und Nanoplastik die Diversität des Darmmikrobioms. Außerdem verändert sich die Zusammensetzung: Die Zahl potenziell pathogener Bakterien nimmt zu und die der kommensalen ab. Ähnliche Veränderungen findet man interessanterweise auch bei Patienten mit Diabetes, Übergewicht und chronischen Lebererkrankungen, schreiben die österreichischen Kollegen.

Bislang liegen nur wenige Daten zur Bedeutung von MNP für die Pathogenese von gastrointestinalen Tumoren vor. Von Nanopartikeln weiß man allerdings, dass sie mit biochemischen Prozessen assoziiert sind, die eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Krebs haben. So können Plastikpartikel zu Veränderungen in der Genexpression führen, die wiederum oxidativen Stress, Membranschäden und Zellschäden bedingen können. Die winzigen Plastikpartikel fungieren zudem als Vektoren und Chemosensibilisatoren für toxische Substanzen. Wie ein trojanisches Pferd schleusen sie diese durch die Zellmembran.

Da es bislang nur wenige Daten zur Rolle von MNP bei der Krebsentstehung gibt, sind dringend Studien zur Interaktion zwischen Mikro- und Nanoplastik und der Gesundheit notwendig, schreiben die Autoren. Besonders wichtig wäre es, zu verstehen, welche durch MNP ausgelösten Krankheitsmechanismen zur Karzinogenese und zu damit verbundenen inflammatorischen und immunologischen Prozessen führen.

Obwohl die genauen Mechanismen noch nicht aufgeschlüsselt sind, gibt es eindeutige Hinweise, dass Mikroplastik ein Gesundheitsrisiko darstellt. Trotzdem wird man Plastik zumindest vorerst nicht komplett aus dem menschlichen Leben verbannen können, schreiben Dr. Gruber und Kollegen. Sie sprechen sich aber für ein Überdenken des plastikfördernden Konsums aus.

Besonders zukünftige Generationen gilt es zu schützen, da sich die gesundheitlichen Auswirkungen noch nicht abschätzen lassen und diese womöglich unumkehrbar sind, so die Forscher. Abfallrecycling sowie die Herstellung biologisch abbaubarer Kunststoff- und Safe-by-Design-Produkte sind Anfänge, damit weniger Plastik die Welt und damit auch den Menschen belastet.

Quelle: Gruber ES et al. Exposure and Health 2022; DOI: 10.1007/s12403-022-00470-8

Ob im Wasser, im Essen, in Kosmetika oder in der Luft: Mikroplastik ist überall. Forscher haben berechnet, wie groß die Menge sein dürfte, die wir…

Millionen Menschen versenken ihre Kontaktlinsen allabendlich im Abfluss. Dort lösen sie sich jedoch nicht einfach auf, sondern finden über Umwege…

Winzige Kunststoffpartikel sind mittlerweile omnipräsent. Das belastet nicht nur die Umwelt, sondern auch unsere Organe.

Schickem Teebeuteldesign sei Dank, schwimmt im frisch aufgebrühten Heißgetränk mehr Mikroplastik als in jedem anderen Lebensmittel.

Wussten Sie, dass Pseudomonas nicht nur hinter nosokomialen Pneumonien steckt, sondern Vertreter der Gattung vielleicht auch unser Plastikproblem…

Drucksenkende Augentropfen gelten beim Offenwinkelglaukom als Therapie der ersten Wahl. Dabei können die zumindest anfangs häufig notwendigen…