Waldshut-Tiengen: Aus für Trinkhalme und Wegwerf-Besteck: Das sagen Waldshut-Tiengener Gastronomen zum Verbot vom Einwegplastik | SÜDKURIER

2022-09-16 23:12:52 By : Ms. Sivvy Leung

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Plastik ist eine Belastung für die Umwelt: Im Pazifik treibt eine Müllinsel, die mittlerweile die fast fünffache Größe Deutschlands angenommen hat. Da der Kunststoff nicht komplett biologisch abbaubar ist, landet das Plastik früher oder später wieder auf dem Teller des Menschen: Jeder Mensch konsumiert wöchentlich laut WWF eine kreditkartengroße Menge an Plastik.

Wem das noch zu unbegreifbar ist, der schaue auf das Trottoir vor der eigenen Haustür, wo Plastikmüll wohl ein großes Ärgernis ist. Vor diesem Hintergrund erscheint ein Verbot von Plastikprodukten, die als Take-Away-Müll leicht ihren Weg in Bäche, Flüsse und Seen finden, zunächst sinnvoll. Seit 3. Juli sind in der EU einige Einwegprodukte verboten.

Wer nun eine Capri-Sonne kauft, den erwartet zum Beispiel nicht mehr das markante orangene Plastik-Röhrchen, sondern ein Trinkhalm aus Papier. Doch das Verbot gilt nicht nur für große Konzerne, sondern auch für die lokale Gastronomie. Wir haben nachgefragt, wie Imbiss-, Restaurant- und Marktstand-Betreiber aus Waldshut-Tiengen mit dem Verbot von Einwegplastik umgehen.

Knallbunte Becher und ebenso farbige Löffelchen und Strohhalme aus Plastik waren früher in Eisdielen gang und gäbe. Im Eiscafé Pinocchio in Waldshut wurden die meisten Becher mittlerweile zwar durch Behältnisse aus Papier ersetzt – diese lassen sich auch einfach mit dem Logo bedrucken. Doch auf der Theke stehen auch noch immer einige der alten Plastikbecher und Trinkhalme.

„Das sind noch Restbestände, die wir aufbrauchen“, sagt Chefin Silvana Conocchia Wewer. Die neue EU-Regelung erlaubt es, die alten Plastikprodukte noch zu verwenden. „Wir können die Ware ja nicht wegschmeißen.“ Da seit dem 3. Juli jedoch auch der Verkauf verboten ist, wird es nun gar nicht mehr möglich sein, noch Plastikbecher zu kaufen. „Schade für die Fabrik“, findet Conocchia Wewer. Kleiner Tipp am Rande: Die ökologischste Alternative in der Eisdiele ist immer noch die Eiswaffel.

Der Verzicht auf Plastik war für das Team von Black Forest Burger von Anfang an wichtig: Braune Papier-Servietten, Strohhalme mit der Aufschrift „bio“ – selbst die durchsichtigen Becher für Getränke und die Deckel der Salatboxen sind nicht aus Plastik, auch wenn sie so aussehen. Sie bestehen aus Polylactid, kurz PLA. Dieser „Bio-Kunststoff“ ist eine Plastikalternative, die im Labor aus Milchsäure und Maisstärke hergestellt wird.

Doch auch PLA fällt teilweise unter die Neuregelung der EU: Besteck aus dem „Bio-Kunststoff“ gilt als „Einweggeschirr“ und wurde entsprechend verboten. Getränkebehälter und Suppenbecher hingegen gelten als „Transportbehälter“ und bleiben somit erlaubt. Da Black Forest Burger ihr Take-Away-Besteck aus Holz anbieten, bleiben sie von dem Verbot verschont.

„Wir haben uns trotzdem für drei Monate mit den PLA-Bechern eingedeckt, damit wir möglichst viel Zeit haben, um auf die Neuregelung zu reagieren“, sagt Fabian Sihler, Mit-Gründer des Burgerladens an der Waldshuter Wallstraße. Er kann das Plastikverbot zwar nachvollziehen, „andererseits wäre es meiner Meinung nach sinnvoller, in den Supermärkten und bei Großkonzernen anzufangen als mit Einweggeschirr“ in Restaurants.

Bei den Nachbarn von Black Forest Burger an der Wallstraße kennt man den Bio-Kunststoff PLA auch schon: Das vietnamesische Restaurant Mr. Bi verkauft Bubble Tea, ein Getränk auf der Basis von süßem Tee, aus PLA-Bechern, dazu gibt es einen dicken Strohhalm aus Bambus.

Auf diesem macht nicht nur das Rumkauen deutlich mehr Spaß als beim Papierstrohhalm, es lassen sich damit auch die bunten Kügelchen am Boden des Bubble Teas aufsaugen. Die fruchtigen Kügelchen selbst sind nicht, wie oft angenommen, aus Plastik, sondern bestehen aus Tapioka, einer Stärke der Maniokwurzel.

„Wir haben vor einem Jahr angefangen, die Plastikprodukte zu ersetzen“, sagt Le Le. Sie präsentiert neben den Bambusstrohhalmen auch Essstäbchen und Besteck aus Holz. Wer die Gerichte zum Mitnehmen bestellt, erhält sie in Alu-Schalen. Diese sind von dem neuen Verbot nicht betroffen, gelten allerdings als ebenfalls schädlich für die Umwelt, da die Herstellung viel Energie verbraucht.

Wer die Wochenmärkte in Waldshut und Tiengen besucht, dem werden wohl einige Menschen mit kleinen Plastikbechern in der Hand begegnen. Die Becher werden an den Marktständen des Unternehmens Sirin Akabe in Umlauf gebracht. Darin werden eingelegte Oliven, Feta-Käse und andere griechische und türkische Feinkost-Spezialitäten transportiert.

Die Plastik-Becher – wohlgemerkt Transportbehälter und eben kein Einweggeschirr – werden in kommenden Jahren wohl auch nicht verschwinden, sagt Verkäufer Emir Sirin. „Das ist nicht realistisch und uns fehlen die Alternativen.“ Er merkt an, dass es sich auch immerhin um Polypropylen-Plastik handelt, also Recycling-Kunststoff. Doch mittlerweile würde sowieso bereits die Hälfte der Kunden selbst Tupper-Dosen mit an den Stand mitbringen.

„Manche sind so umweltbewusst, dass sie bei uns nichts kaufen, wenn sie die Tupper-Dosen vergessen“, sagt Emir Sirin. Die Entscheidung, zunehmend auf Plastik zu verzichten, sei also nicht nur eine ethische, sondern auch eine geschäftliche. Sirin Akabe will daher bald schon sein Angebot an Behältern um Weck-Gläser erweitern, welche die Kunden dann auch kaufen können. „Die sehen noch dazu schön auf der Theke aus.“

Am Tiengener Bahnhof bereitet man sich bereits seit Längerem auf das Plastikverbot vor. „Wir hatten genug Anlaufzeit, um auf Verpackungen aus Papier umzusteigen“, sagt Beyazit Sarikaya vom Imbiss und Lieferdienst Essbahn.

Er zeigt auf Dönerboxen aus Papier und Kaffee-Rührstäbchen aus Holz. „Alles umweltfreundlich“, so Sarikaya. Nur beim Besteck werden noch Plastikgabeln aufgebraucht, bevor die Alternativen angeschafft werden. Doch 95 Prozent des Verpackungs-Sortiments seien bereits umgestellt.

Der Imbiss-Betreiber merkt jedoch an, dass die plastikfreien Produkte teurer in der Anschaffung seien – 10 bis 15 Cent pro Stück. Entsprechend habe er auch die Preise auf der Speisekarte angepasst. Für seine Kundschaft sei das kein Problem: „Die Leute begrüßen das Plastikverbot.“

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