Pfand-tastisch: So kann Mehrweggeschirr in der Gastronomie funktionieren

2021-12-13 08:33:51 By : Mr. xinhao zhang

Wie kann sich Mehrweggeschirr im Alltag behaupten? Im Bürgerhaus in Grasbrunn haben sich nun Vertreter von Gemeinden und Gastronomie aus dem Landkreis sowie mehrere Anbieter von Mehrweggeschirrpfandsystemen zum Informationsaustausch getroffen.

Bezirk - Die Corona-Krise hat einen langjährigen Trend zusätzlich befeuert, bietet aber auch die Chance, ihn zum Positiven zu wenden. Pizzakartons, mit Aluminium verschweißte Styroporschalen, Pappbecher für Kaffee oder Eis: 280.000 Tonnen Einwegmüll fallen jedes Jahr in Deutschland durch Einwegverpackungen an, Angebote wie „To-Go“ oder „Take-away“ sogar schon diese Zahlen bei zehn während der Pandemie lassen Prozent steigen.

Um dies buchstäblich aufzuklären, trafen sich im Bürgerhaus in Grasbrunn Vertreter von Gemeinden und Gastronomie des Landkreises sowie mehrere Anbieter von Mehrweggeschirrpfandsystemen zum Informationsaustausch. Das Ziel sei "ein fantastischer Morgen", wie Franziska Pauley vom Marktführer Rebowl / Recup formulierte: "Angesichts der überfüllten Mülltonnen wollen wir Einbahnstraßen loswerden!"

Ab Januar 2023 gibt es ohnehin eine gesetzliche Mehrwegpflicht für Gaststätten und Lieferdienste, im Kreis will man sich rechtzeitig darauf einstellen. „Wir haben das Thema 2019 gestartet“, erinnert sich Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder. Die Resonanz damals: schlecht. Nun kam es jedoch zu einem intensiven interkommunalen Austausch. Korneder: „Ich freue mich, dass das Interesse an der Gastronomie mittlerweile so groß ist.“

Die Grundidee ist klar, Mehrweg statt Wegwerf. „Bei 200 bis 300 Einsätzen“, kalkuliert Leon Vornholt aus Vytal, ist die Lebensdauer des Lebensmittelbehälters in der Praxis. Sie sind „ab der zehnten Nutzung klimaneutral“, und wenn sie nicht mehr alltagstauglich sind, entstehen daraus im Recyclingprozess neue Behälter. Maximilian Popp von reCircle beziffert die Auswirkungen: „Mit unserem Mehrweggeschirr, für das wir sogar Besteck anbieten, sparen wir bundesweit jeden Montag 108.000 Einwegverpackungen ein.“ Dass das gut für die Umwelt ist, steht außer Frage.

Aber wiederverwendbar statt Wegwerf im Wurfbetrieb: Was heißt das für Kunden und Gastronomen? Auf dem kleinen Öko-Kongress in Grasbrunn berichtete Bernd Schätzl vom Restaurant "Reil's" in Putzbrunn von seinen Erfahrungen, insbesondere aus der Corona-Krise. „Das Pappgeschirr stapelte sich monatelang und kostete einen Euro pro Mahlzeit. Die Kunden waren genervt und wir auch, denn die Einwegverpackung benötigt viel Lagerraum.“

Mit der Einführung des digitalen Pfandsystems von Vytal konnte „Reil's“ die Verpackungskosten im Vergleich zu Einwegverpackungen um rund ein Siebtel senken – „Diese Cent übernehmen wir“, sagt Bernd Schätzl. Da Siemens ein Großkonzern ist, der das gleiche System nutzt, „können unsere Kunden ihr Geschirr auch dort in der Kantine abgeben oder umgekehrt“. Fazit des Restaurantbetreibers: "Die Kunden sind begeistert."

Neben Vytal, reCircle und Rebowl/Recup, deren Vertreter in Grasbrunn kurze Keynote-Vorträge hielten, gibt es weitere Anbieter wie Relevo, Fairbox oder Tiffin Loop. Die Container sind ähnlich, die Systeme unterscheiden sich. Vytal beispielsweise setzt ganz auf ein digitales Angebot mit QR-Codes auf den Behältern und einer App, „in der Kunde, Verpackung und Bestellung verknüpft sind“, wie Leon Vornholt erklärt. "Diese Leichtigkeit des Systems macht die Wiederverwendung so einfach und bequem wie Einwegartikel."

Rebowl / Recup und reCircle hingegen arbeiten mit einem klassischen Pfandsystem (digitale Konzepte sind in Vorbereitung), bei dem pro Nutzung zwischen einem und zehn Euro je nach Gebindegröße ausgezahlt und erstattet wird. Gastronomen zahlen dagegen eine Systemgebühr, auf der Website von Rebowl/Recup „kann man sich sein Einsparpotenzial für Umwelt und Gerichte ausrechnen“, sagt Franziska Pauley.

Egal ob digital oder analog, ein Pfandsystem lebt von der Bewegung. Essen im Restaurant kaufen, im Büro oder zu Hause essen, Geschirr ungereinigt zurückgeben. Das funktioniert, wie eine Rücklaufquote von über 99 Prozent bei Vytal zeigt; die durchschnittliche „verweildauer“ des Mehrweggeschirrs beim Verbraucher beträgt zwei Tage und 17 Stunden. Als Nebeneffekt wird die Kundenbindung an die Gastronomie erhöht, denn Mehrwegsysteme haben das Denken „aus den Augen, aus dem Sinn“ pulverisiert. Auch auf Trends reagieren die Anbieter schnell, unter anderem werden demnächst wiederverwendbare Pizzakartons erhältlich sein; Eis bleibt in doppelwandigen Bechern schon schön kalt.

„Die Einführung solcher Systeme“, weiß Maximilian Popp von reCircle, „geht nicht ad hoc, sondern ist ein Prozess.“ Eine, die die Kommunen manchmal mit Geldern vorantreiben; In Haar zum Beispiel werden Gastronomen mit 500 Euro gefördert, in Unterhaching denken sie noch über ein Programm nach.

Das kulinarische Take-away-Geschäft, also „Take-away-Food“, biete nun „die Chance für einen neuen Weg“, meint Ansgar Sommer, Vorsitzender des Ortsverbandes Haar / Trudering beim Bayerischen Gewerbeverband. „Alle reden von Klimaneutralität, Enkelgerechtigkeit und dem bewussten Umgang mit Ressourcen.“ Dies muss sich auch im nachhaltigen Umgang mit Speisen widerspiegeln. Wobei der Sommer den Bereich Gastronomie weit fasst: „Dazu gehören auch der Bäcker, der Metzger, die Eisdiele, die Tankstelle.“ Für alle, Unternehmen und Kunden gleichermaßen, gebe es nun „die Chance, sich für die Zukunft zu positionieren“. Je mehr Leute mitmachen, desto besser für alle.