Ab Juli Plastikverbot in der EU: Das sind die Alternativen zu Wattestäbchen, Plastikgeschirr etc.

2021-11-16 13:46:54 By : Mr. Kevin Yu

Schnell noch einen Coffee-to-go im Pappbecher oder asiatische Nudeln in die Styroporbox nehmen: das soll bald nicht mehr möglich sein. Am 3. Juli treten in Deutschland zwei Verordnungen zur Vermeidung von Plastikmüll in Kraft. Das eine verbietet europaweit die Herstellung zahlreicher Kunststoffprodukte, das andere schreibt für einige Produkte eine Kennzeichnungspflicht vor. Für Gastronomen und Kosmetikerinnen stellen die neuen Regelungen aber auch eine große Herausforderung dar.

Das Ziel der 2019 von der EU verabschiedeten Richtlinie: Plastikmüll zu reduzieren und so die Meere und die Umwelt vor einer anhaltenden Plastikflut zu schützen. Das Verbot gilt nach Angaben des Europäischen Verbraucherzentrums Deutschland für die Herstellung von zehn Einweg-Kunststoffartikeln, die 70 Prozent des Meeresmülls ausmachen.

Ab Juli dürfen Hersteller kein Besteck, Kosmetikwattestäbchen, Ballonstäbchen, Rührstäbchen, Teller, Schalen und Trinkhalme aus Kunststoff herstellen. Lebensmittel- und Getränkebehälter aus Styropor sind ebenfalls verboten. Mit einem kleinen Aber: Händler und Restaurants dürfen Restbestände weitergeben – damit diese nicht ungenutzt im Müll landen.

Ebenfalls erlaubt, aber kennzeichnungspflichtig zum Beispiel für Einweg-Pappbecher mit Kunststoffüberzug sowie Feuchttücher, Damenhygieneartikel, Zigaretten und Tabakwaren mit Filter. Hier sollte explizit auf die Umweltauswirkungen hingewiesen werden.

Plastik zu vermeiden hört sich im ersten Moment gut an – und scheint nicht schwer. Denn es gibt viele Alternativen. Aber nicht alle sind zu empfehlen. „Verbraucher sollten sich nicht von Greenwashing blenden lassen“, sagt Katharina Istel vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu).

Denn Alternativen aus Biokunststoffen werden nicht aus Erdöl hergestellt, sind aber schwer kompostierbar. Papier übt Druck auf die Abholzung aus. Aluminium verbraucht viel Energie. Und plastikfreies Einweggeschirr aus Pappe, Palmblättern und Zuckerrohr kann oft gesundheitsgefährdende Stoffe enthalten, warnt der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).

Bei einem Test der „Stiftung Warentest“ im August 2019 schnitten auch Bambusbecher schlecht ab. Sie sind daher nicht zum Abfüllen von Heißgetränken geeignet, da Schadstoffe entstehen. Zudem enthielten die damals getesteten Becher nicht nur Bambus, sondern auch Kunststoff. Die "Stiftung Warentest" sah Verbraucher durch ein falsches ökologisches Versprechen getäuscht.

Istel empfiehlt, Einwegartikel zu vermeiden und nur Mehrwegbehälter, beispielsweise aus Polypropylen (PP), Glas oder Edelstahl zu verwenden.

„Allerdings muss Edelstahl sehr oft verwendet werden, damit er eine ökologischere Alternative darstellt, da der Rohstoff bei seiner Herstellung viel Energie verbraucht.“ Polypropylen benötigt weniger Energie, ist leicht, kommt ohne Weichmacher aus und ist auch bei warmen Speisen stabil, so die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Aber Istel sieht auch die Probleme. Gerade bei Speisen zum Mitnehmen ist ein Mehrwegsystem mit Pfand für die ohnehin angeschlagenen Gastronomen nicht einfach umzusetzen. Nicht jeder hat seine eigene Dose, Besteck oder Becher dabei. Aus hygienischen Gründen dürfen Restaurants oft nur ihr eigenes Geschirr verwenden.

Istel befürchtet, dass Verbraucher durch die Hinterlegung der auszuleihenden Container abgeschreckt werden könnten. Dafür werden derzeit jedoch innovative Apps entwickelt, die statt einer Pfandregistrierung registrieren, wo sich ein Container befindet und wann er zurückgegeben werden muss. Solche Modelle sind in Zukunft häufiger denkbar.

Bagasse- und Papierbehälter sind Einweg-Alternativen. Bagasse wird aus gepresstem Restzuckerrohr hergestellt und ist somit ein Abfallprodukt. Es ist daher aus ökologischer Sicht etwas besser als Papier. Das Beste ist natürlich immer: gar keinen Müll anrichten.

Scheinbar findige Gastronomen haben Plastiktrinkschläuche durch essbare Sorten ersetzt – etwa Makkaroni-Nudeln oder Gräser als Trinkhalme. Letztere können mit Schimmel verunreinigt sein und die Nudeln werden dann weggeworfen, sodass die Auswahl idealerweise auf einen wiederverwendbaren Strohhalm fallen sollte.

Stiftung Warentest hat nun essbare Trinkhalme genauer unter die Lupe genommen – hergestellt aus Hartweizengrieß, Reis und Tapioka sowie Zucker. Am überzeugendsten waren die Trinkhalme auf Getreidebasis, die in kalten Getränken relativ lange ihre Form behielten.

Fazit in der aktuellen Ausgabe des Magazins "test" (7/2021): Alle Tuben können zum Trinken verwendet werden, aber Stängel aus Zucker sind Pfusch. Insgesamt fanden die Tester kaum Schadstoffe – wenn überhaupt nur in so geringen Mengen, dass sie in den Verbrauchsmengen irrelevant sind.

Aber langlebige, wiederverwendbare Produkte sind am besten für die Umwelt. Zum Beispiel bruchsichere Glasröhrchen, Edelstahlstrohhalme oder Silikonröhrchen.

Im Kosmetikbereich fallen vor allem die künftig verbotenen Wattestäbchen ins Auge. Nachhaltige Alternativen sind abwaschbare, wiederverwendbare Silikonsticks oder unter Umständen ein Waschlappen mit Wasser. Es gibt auch Wattestäbchen aus Bambus und Papier. Hier ist Bambus ökologisch dem Papier vorzuziehen, da die Verarbeitung günstiger ist, so die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. (dpa/aze)