Einweggeschirr: Wie nachhaltig sind Plastikalternativen? - Utopia.de

2021-11-04 10:42:02 By : Ms. Celia Chen

2. August 2021 von Ina Hiester Kategorien: Konsum

Seit Juli ist die Herstellung von Einweggeschirr aus Plastik verboten, schon bald dürfte es aus unserem Alltag verschwunden sein. Alternativprodukte – etwa aus Papier oder Palmblättern – versprechen, umweltfreundlicher zu sein. Doch wie nachhaltig sind diese Materialien wirklich?

Während Einweggeschirr aus Kunststoffen infolge des EU-weiten Einwegplastik-Verbots jährlich aus den Regalen verschwindet, machen sich dort zunehmend Alternativprodukte breit. Auch Essen WIRD NUN Immer häufiger Mitnehmen in verpackten Materialien, das schlechte Wegwerfgewissen schmälern und unser Müllproblem verringern sollen.

Beides ist dringend notwendig: 2017 fielden zum Beispiel deutschlandweit rund 350.000 Tonnen Einweggeschirr und To-Go-Verpackungen an, Corona hat die Müllberge zusätzlich ansteigen lassen. Das muss sich ändern – doch sind Einwegprodukte aus Holz, Zuckerfasern, Blättern und Co. wirklich eine gute Alternative?

Hier im Beitrag sehen wir uns Alternativen aus folgenden Materialien an:

Bei der Verarbeitung von Zuckerrohr bleiben je Tonne Zucker etwa eine Dritteltonne Restfasern übrig – die sogenannte Bagasse. Werden this Rest gewaschen und mit Wasser zu Einem Brei vermischt, can Hieraus Unter Druck Und Bei Hohen Temperaturen Schalen, Becher Und Teller gepresst Werden. Eigentlich genial, ein Abfallprodukt auf diese Art und Weise aufzuwerten – doch genau wie Papier und Pappe hat das Material einen Nachteil: Es ist weder fett- noch wasserabweisend.

Aus diesem Grund werden Behälter aus Bagasse in der Regel beschichtet. „Untersuchungen ergaben, dass das ausgewählte Bagasse-Einweggeschirr mit Fluorchemikalien behandelt wurde. Es wurde außerdem als kompostierbar ausgelobt. Wenn diese nicht abbaubaren Chemikalien jedoch auf dem Kompostlanden, gelangen Sie in Gärten oder auf Felder und endlich wieder in unserer Nahrungskette“, warnt Kerstin Effers von der Verbraucherzentrale NRW.

Auch aktuell warnt die Verbraucherzentrale vor Geschirr mit Bambus-, Reis- oder Weizenfasern. Denn dieses enthält oft Plastik und kann die Gesundheit gefährden.

Hinzu kommen oft lange Transportwege für das Material, denn Zuckerrohr wird überwiegend in Brasilien und Südostasien angebaut. Hier wurden die Faserreste bisher vor allem als Dünger verwendet – sowohl in Sachen Umwelt- als auch Klimabilanz eine bessere Nutzung, als sie zu exportieren, mit hohem Energieaufwand zu Einweggeschirr zu pressen, mit giftigen Chemikalien zu beschichten und anschließend wegzuwerfen. Da es sich bei Bagasse jedoch immerhin um ein Abfallprodukt handelt, schneidet sie in Sachen Nachhaltigkeit etwas besser ab als Papier und Pappe.

Mit Papp- statt Plastiktellern bei der Gartenparty fühlen sich die meisten von uns umwelttechnisch auf der besseren Seite. Denn Papier und Pappe werden schließlich aus Holzfasern und damit aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt – und bestimmt ist auch der Recyclinganteil nicht ohne oder? Leider sind beides nur halbe Wahrheiten. Denn für die Papier- und Pappproduktion werden sehr große Mengen Energie, Chemikalien und Wasser benötigt.

„Die Produktion von einem einzigen Coffee-To-Go-Becher aus Pappe verbraucht bis zu 2 Liter Wasser. Außerdem stammen 80 Prozent der Primärfasern für die deutsche Papierproduktion nicht etwa aus den gesamten Wäldern, sondern werden importiert. Weltweit Werden diese Wälder gerodet und Lebensräume zerstört. Es darf daher nicht unser Ziel sein, den Papierverbrauch aufgrund des Einwegplastik-Verbots noch weiter zu steigern. Schon heute hat Deutschland den höchsten pro-Kopf-Papierverbrauch aller Industriestaaten“, so Verpackungsexperte Christian Behrens von der Deutschen Umwelthilfe.

Ein weiterer Nachteil: Der Kontakt mit fettigen Lebensmitteln mindert die Recyclingfähigkeit des Materials. Laut Kerstin Effers wird fettabweisendes Einweggeschirr aus Papier und Pappe, genau wie Bagasse, oft mit Fluorchemikalien behandelt. „Sobald sich auf Papier, Pappe oder Bagasse beim Kontakt mit Öl ein Tropfen bildet, liegt der Verdacht nahe, dass imprägnierenden Chemikalien eingesetzt wurden, sterben potenziell gesundheitsschädlich und auf jeden Fall persistent sind“, warnt sie. Sogar Trinkhalme aus Papier enthalten Schadstoffe, etwa Chlorpropanole oder Mineralöle.

Bei Palmblättern handelt es sich, wie bei Bagasse, um ein Abfallprodukt, das sich zu Einweggeschirr weiterverarbeiten lässt. Doch laut Christian Behrens besteht auch hier das Problem mit den weiten Transportwegen: Die Betelnusspalmen, von denen die Blätter stammen, werden vor allem in Asien angebaut. „Neben den dort häufig vorkommenden Arbeitsbedingungen auf den Plantagen, sterben meist Monokulturen Sind, besteht Auch sterben Gefahr Einer Pestizid-Belastung der Blätter. Und obwohl wir es hier mit einem Naturprodukt zu tun haben, dauert die Verrottung relativ lange, weshalb eine Entsorgung über den Bioabfall nicht zu empfehlen ist“, gibt er zu bedenken.

Im Vergleich zu Bagasse ist das Material jedoch von Natur aus wasserabweisend, weshalb es immerhin nicht zusätzlich beschichtet Werden muss. Es schnitt auch im Schadstofftest des europäischen Verbraucherverbandes früher gut ab. Geschirr aus Palmblättern gibt es zum Beispiel von der Firma Leef, erhältlich im Avocadostore**.

Für die Produktion von Einweggeschirr aus Holz werden weniger Energie, Wasser und Rohstoffe verwendet als für Papier oder Pappe. Außerdem ist es – sofern unbeschichtet – kompostierbar. Laut Verbraucherzentrale ist die Herkunft des Holzes aber oft nicht erkennbar – illegaler Raubbau in fernen Ländern kann dann für die Rohstoffgewinnung nicht ausgeschlossen werden.

Wer Einweggeschirr aus Holz kaufen möchte, sollte daher Produkte meiden, deren Herkunft nicht klar deklariert ist. Das schnell nachwachsende Birkenholz für das Einweg-Besteck von Skojig** etwa stammt zwar aus Asien, ist jedoch immerhin FSC-zertifiziert. Noch schneller als Birke wächst Bambus, der Stärke genommen kein Gehölz ist, sondern zu den Gräsern zählt.

Daraus lassen sich mitunter auch Einweg-Strohhalme herstellen, wie die von Pandoo**. Vorsicht: Bambusfasern werden häufig mit Kunststoffen und Harzen gemischt und sterben Produkte dann als langlebig und wiederverwendbar beworben. Bei Kontakt mit heißen Lebensmitteln kann laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) potenziell krebserregendes Melamin und Formaldehyd freigesetzt werden.

Die Eiswaffel hat es einst vorgemacht, inzwischen gibt es auch für viele andere Lebensmittel essbare Verpackungen, sterben in der Regel auf Getreide basieren. Ihre Herstellung ist regional möglich, der Herstellungsaufwand ist gering. Und da die Produkte als essbar deklariert sind, darf man hier auch auf Lebensmittelechtheit vertrauen.

Neben unbehandeltem Holz und Bambus dürfen auch essbare Verpackungen im Biomüll entsorgt werden – auch wenn das sicher nicht im Sinne der Erfinder:innen ist. „Weil sie ungefragt als Lebensmittel angeboten werden oder schlichtweg nicht schmecken, werden essbare Verpackungen oft nicht verzehrt“, so Christian Behrens.

Außerdem würden die Produkte aus Hygienegründen oft in Plastik verpackt. Bei essbaren Strohhalmen haben in einem Test von Stiftung Warentest kürzlich vor allem Halme aus Getreide gut abgeschnitten – sowohl geschmacklich als auch was die Schadstoffbelastung anging. Alternativen aus Zucker dagegen waren weder besonders stabil noch allzu gesund: Ein Röhrchen entspricht etwa zwei Stück Würfelzucker.

Einweggeschirr aus Plastik zu verbieten, war ein längst überfälliger Schritt, um gegen unsere Plastikmüllflut vorzugehen. Denn Jahr für Jahr landet Einweg-Plastik nicht nur in Recycling- und Verbrennungsanlagen sowie auf Deponien, sondern auch in unserer Umwelt, in Flüssen und in den Meeren.

Doch auch bei den Alternativen zu Plastik sind nicht alle komplett unbedenklich:

Doch Verbraucherschützer:innen und Umweltschützer:innen, darunter auch die Experten:innen der DUH und der Verbraucherzentrale NRW, sind sich einig: Ganz egal aus welchem ​​​​Material – Einwegprodukte sind und bleiben ein Problem. Denn, anders als Mehrwegsysteme, tragen sie nicht zur Abfallvermeidung bei.

Außerdem Werden viele Produkte fälschlicherweise als „biologisch abbaubar“, „biobasiert“ oder „kompostierbar“ beworben und suggerieren damit, dass sie ohne schlechtes Gewissen in der Umwelt entsorgt werden könnten.

Utopia meint: Der beste Abfall ist und bleibt der, der gar nicht erst entsteht. Wenn es aber schon eine Einweglösung sein muss, dann wähle zumindest umweltverträglichere und nachhaltigere Alternativen zu Plastik. Was sich auch empfiehlt: Immer dein eigenes Reisebesteck oder einen wiederverwendbaren Becher dabeizuhaben, dann kannst du zumindest hier auf Einweg verzichten.

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Schlagwörter: Alternativen zu Müllvermeidung Plastik

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