Plastik ist nicht gleich Plastik – was man wie schlau recyclen kann - Blick

2022-07-22 19:54:28 By : Mr. paul wang

Fast allen Plastik, nicht nur die bekannte PET-Flasche, kann man wiederverwerten – jedoch nicht in der Schweiz. Denn hier gibt es keine Sortierung für gemischten Plastik. Sortieranlagen, die unterschiedlichen Plastikarten erkennen, gibt es nur im grenznahen Ausland: im österreichischen Lustenau und im deutschen Rheinfelden.

Dort kann verschiedener Plastik beispielsweise mittels Infrarot sortiert werden und wird dann mehr oder weniger sortenrein zu Pellets geschreddert. Aus diesen Stückchen, Pellets, können zum Beispiel Rohre hergestellt werden. Bei den PET-Flaschen sieht es anders aus. Was aus welchem Plastik hergestellt wird und ob dieser tatsächlich recycelt werden kann, erklären wir hier:

PET ist die bekannteste Plastik-Art. «Bei PET-Flaschen ist das Recycling am besten, denn sie werden getrennt gesammelt und daraus entstehen wieder neue PET-Flaschen.

«Das ist speziell, denn in Europa ist es nur PET erlaubt wiederverwendet zu werden in der Lebensmittelbranche (Direktlebensmittelkontakt). Alle anderen Kunststoffe, wie zum Beispiel die der Milchflasche, dürfen nicht wieder für die Milchflaschen-Produktion verwendet werden», erklärt Patrik Geisselhardt, Experte für Wirtschaftskreisläufe und Geschäftsführer von Swiss Recycling.

Nicht nur die Milchflasche besteht aus Polyethylen hoher Dichte, wie diese Sorte auf Deutsch genannt wird, sondern auch Flaschenverschlüsse, Shampoo- und Waschmittelflaschen und diverse Spielsachen.

Obwohl die Milchflaschen auch gesammelt werden, entstehen daraus keine neuen Milchflaschen. «Obwohl dies technisch möglich wäre», ergänzt Geisselhardt. Dies, weil es in Europa noch keine Bewilligung dazu gibt, aber in den USA gäbe es dies bereits. Im übrigens ist der Deckel der PET-Flasche meist aus PE-HD und wird bei der Sortierung aussortiert, damit das PET rein bleibt.

Die klassische Schallplatte ist aus Vinyl oder PVC. In der Lebensmittelindustrie wird PVC nicht mehr verwendet, aber Kunststoff-Fensterrahmen sind immer noch meist aus PVC. Das Material ist «nur sehr schwer trennbar» laut Geisselhardt, daher sei ein Verzicht bei Verpackungen das beste. Bei der Schallplatte wird momentan gepröbelt, ob es nicht ohne PVC geht.

Es raschelt und knistert: das dünne Plastiksäckli. Hergestellt aus Polyethylen niedriger Dichte, wie der Kunststoff auf Deutsch heisst. Auch normale Plastiksäcke, Abdeckfolien in der Landwirtschaft oder Infusionsbeutel im Spital sind aus diesem Material. Kann wiederverwertet werden.

Nicht nur die Pasta-Verpackung, sondern auch der Farbkübel ist aus Polypropylen. «Bezügliche Rezyklierbarkeit auf Basis der einzelnen Kunststoffe kann eigentlich wenig gesagt werden», so Geisselhardt. Denn es kommt auf die Zusätze wie Deckel, Farbe, Leim, Etiketten und vieles andere an. «Diese Zusätze beeinflussen die Rezyklierbarkeit wesentlich und machen es schwerer, wieder sortenreinen Plastik herzustellen, der gefragt wäre», sagt er. Und zum Weissweinbecher: Dieser wird in der Schweiz aus allen möglichen Plastikarten hergestellt, so dass sich schlicht nicht sagen lässt, aus welchem Material er ist. Somit kann dieser nie sortenrein gesammelt und muss maschinell sortiert werden.

Der weisse Joghurtbecher ist quasi das Ideal, denn er hat nicht viel Farbzusätze oder Aufdrucke. «Das Recycling beginnt beim Design», sagt Geisselhardt. Statt alles auf den Plastik aufzukleben, ist es sinnvoller, den Karton zu bedrucken und den Becher neutral zu lassen. So ist der Plastik reiner und könnte einfacher wiederverwertet werden.

Der weiss, bröselige Hartschaum wie Styropor, Sagex oder andere, wird in Unternehmen oft gesammelt. Im Haushalt (noch) nicht.

Biologisch abbaubare Werkstoffe – oft eben auch nur Biokunststoffe genannt – sind Materialien, die durch natürlich auftretende Mikroorganismen Unter spezifischen Bedingungen wie Feuchtigkeit und Temperatur) vollständig abgebaut und in Wasser, Kohlenstoffdioxid und Biomasse umgewandelt werden. Egal ob sie aus Erdöl gemacht sind oder Zuckerrohr. Meist werden jedoch Produkte auf der Basis von Zuckerrohr- und Palmblättern sowie Stärkepflanzen produziert.

Nicht alle Biokunststoffe sind wirklich biologisch abbaubar und können kompostiert oder vergärt werden. Die einen Kompost-Säckli vermodern schnell und stören im Grünabfall nicht, andere blockieren die Grüngut-Verwertung, weil sie viel länger brauchen, um sich zu zersetzen.

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