Von der Scheune ins Haus - baubiologie magazin

2021-12-13 08:39:58 By : Mr. Jack Wang

Mit traditionellen Lehmtechniken für ein modernes Haus: Mit Feingefühl soll der ursprüngliche Zustand der Scheune wiederhergestellt und eine Nutzung als moderner Wohnraum ermöglicht werden.

Die Scheune steht in einem klassischen Wendländer Runddorf. Die Gehöfte stehen im Rund mit dem Giebel um einen runden Dorfplatz. Die Parzellen sind tortenförmig und gehen in Felder und Wälder über. Die Scheune befindet sich im hinteren, breiteren Teil des Grundstücks. Es diente lange Zeit als Unterstand für Landmaschinen. Dazu wurden einige brutale Einschnitte in die Bausubstanz vorgenommen. Nach dem Kauf durch den Bauherrn soll der Originalzustand mit Feingefühl wiederhergestellt und eine Nutzung als moderner Wohnraum ermöglicht werden.

Die vorhandenen Außen- und teilweise Innenwände sind aus Lehm auf Korbgeflecht. Ihr Zustand unterscheidet sich je nach vorheriger Nutzung, Pflege und Bewitterung. Die Fächer der wettergeschützten Außenwand und der Innenwände sind auch nach längerer Zeit in einem stabilen und guten Zustand, so dass für die Renovierung nur ein neuer Oberputz erforderlich ist. Hier war es sehr schön zu sehen, wie der Lehm das Holz der Stangen, Weidenruten und Balken schützte.

An anderen Stellen, wo der Ton z. B. aufgrund von Nutzungsänderungen abgetragen wurde, musste das Lehm-Weiden-Netz erweitert werden.

Nachdem die Zimmerleute Balken gewechselt, Tür- und Fensteröffnungen wieder eingebaut oder durch den Einbau neuer Balken den Originalzustand wiederhergestellt hatten, konnte mit dem Wiederaufbau der Abteile begonnen werden.

Das neue Korbgeflecht wurde dem alten Korbgeflecht mit runden, ungeteilten Weidenzweigen mit abgeschrägten Enden nachempfunden. Für die bis zu 2,5 m breiten Abteile war es schwierig, genügend geeignete Weiden zu finden, da diese über die gesamte Länge in etwa gleich dick sein müssen, damit ein homogenes und stabiles Gefüge erreicht werden kann. Eine Besonderheit waren die dreieckigen Fächer am Giebel oder neben den Streben. Je kleiner die Dreiecke, desto schwieriger war die Montage der Stäbe. Vor dem Verputzen erhielten die Weiden etwa zwei Wochen Zeit, um innere Spannungen zu lösen und etwas trocknen zu lassen.

Den ersten Putz haben wir von außen per Hand auf das Netz aufgetragen. Dazu haben wir auf der Baustelle Lehm aus der Region mit Stroh und gehäckseltem Stroh vermischt. Als Stroh haben wir Weizenstroh verwendet, das früher als Einstreu in den Pferdeställen verwendet wurde. So wurde das Stroh mit feinem Rosshaar und wenig Pferdemist vermischt. Vor allem das lange Rosshaar verlieh ihm eine faszinierende Kraft. Wenn es nicht genug kurze Strohhalme gab, haben wir Spreu-Spreu hinzugefügt.

Solche Mischungen sind nicht maschinenverträglich und selbst Putzkellen führen zu geschwollenen Handgelenken. Die Mixe wurden direkt mit den Händen eingebaut, was sehr viel Spaß macht.

Nach dem Antrocknen dieser ersten Putzschicht haben wir innen ein- oder ggf. zweischichtig Lehmgrundierung aufgetragen. Durch Hinzufügen von Leinenstreu kann eine Schicht bis zu 5 cm dick sein. Wind und Frühlingssonne ließen es sehr schnell trocknen. Durch die feine, langfaserige Form des Leinens ist dieser Lehm-Unterputz auch bei großen Mengen Leinenstreu maschinenverträglich.

(1) Originalzustand vor Beginn der Zimmerer- und Lehmarbeiten (2) Der Außenputz: Oben ist der Originalzustand, unten ist der Putz bereits aufgetragen (3) Ein Kompartiment mit einer Lehmschicht (4) Auftragen der Außen Putz (5) Reet - Putzträger auf Innendämmung aus Hanfhellton

Den Lehm-Unterputz haben wir mit Lehm aus der Region, gehäckseltem Stroh und Pferdemist (der teilweise mit Langstroh vermischt wurde) und Schotter mit 3 mm Körnung hergestellt. Um diese Mischung leichter verarbeiten zu können, hatten wir sie vorher zwei bis drei Wochen einweichen lassen. Die Strohfasern waren in dieser Zeit sehr weich geworden. Das Gesteinsmehl soll dank seiner scharfen Form zur Festigkeit und Langlebigkeit beitragen. Wird der Putz eines Tages ausgewaschen, kann das Wasser an den Spitzen des scharfen Korns abtropfen und so das weitere Auswaschen des Putzes verlangsamen.

Zeitgleich mit dem Einbau der Unterkonstruktionen für die Leichtlehm-Innendämmung haben wir den Oberputz außen ausgeführt. Im Vergleich zur verdeckten Verlegung wurde lediglich die Menge an Pferdemist reduziert. Diese Mischung ließen wir 4–5 Wochen unter Luftabschluss nass fermentieren. Dadurch änderte sich die Farbe nach Grün und die Klebkraft erhöhte sich deutlich. Zur Verarbeitung haben wir dem Putz Wasser und einen Schuss rohes Leinöl beigemischt. Rohes Leinöl bleibt sehr flexibel, stärkt den Putz und erleichtert den Endanstrich mit Leinölfarbe. Diese Mischung wurde sehr klebrig und funktionierte sehr gut. Vor dem Auftragen des Oberputzes hatten wir die Balkenflanken mit rohem Leinöl grundiert. Die Flankenhaftung des Putzes wird etwas flexibler, ist aber stabil genug, um leichte Bewegungen des Gebäudes zu tolerieren. Nach dem Öffnen haben wir die Oberflächen geglättet und in drei Schritten mit kleinen Kellen verdichtet.

(7) Innen helltonig (8) Der neue Hauseingang (9) Die fertige Giebelseite

Die stark geglätteten Flächen wurden mit Leinölfarbe in zwei Schichten als Wetterschutz gestrichen. Im Gegensatz zu einer Kalk- oder Silikatfarbe bleibt Leinölfarbe flexibler. Die Farbe ist noch diffusionsoffen. Die Farbe wurde individuell nach Kundenwunsch und der NCS Farbkarte gemischt. Die dickflüssige Leinölfarbe wurde direkt vor Gebrauch leicht erwärmt und auf sonnengewärmten Flächen mit einem Pinsel eingerieben. Die Farbe musste sehr gleichmäßig aufgetragen werden und erforderte viel Muskelkraft. Die Oberfläche hat einen leichten Glanz, der mit der Zeit verschwindet.

Die Festigkeit dieses Oberputzes wurde an einer Musteroberfläche demonstriert. Für die Farbentscheidung wurden zwei Muster auf eine fertige Wand gemalt. Diese sollten vor dem letzten Anstrich wieder entfernt werden. Mit einem scharfzahnigen Raspelbrett ging das nicht, wir mussten den Hammer benutzen!

Nach der ersten Heizsaison konnten wir keine Risse oder Mängel feststellen.

Die raumseitige Dämmung der Außenwände erfolgte mit Hanfleichtlehm. Dieser trocken gelieferte Leichtlehm wurde von uns hinter einem reetgedeckten Putzträger in 10 cm dicken Schichten verfüllt, leicht verdichtet und angefeuchtet. Durch den geringen Wassereintrag von nur ca. 4 Liter pro Sack konnte die fertig gedämmte Wand nahezu direkt verputzt werden.

Aufgrund der Höhenunterschiede zwischen Fachwerk und Trennwänden wurden die Dämmstärken zwischen 20 und 14 cm variiert, die durchschnittliche Dämmstärke beträgt 16 cm. Alle Balken sind direkt mit hellem Ton beschichtet. Dadurch ist das Holz dauerhaft vor Feuchtigkeit und damit vor weiteren Beschädigungen geschützt. Durch den sehr fetten Ton im Leichtton klebt er sehr stark. Die Verbindung zwischen Fachwerk und Trennwänden war mir besonders wichtig. Eventuell auftretende Risse lassen hier Feuchtigkeit eindringen, insbesondere bei Schlagregen. Der fettige Lehm nimmt dann direkt viel Feuchtigkeit auf und quillt auf, sodass die Fugen zwischen Fachwerk und Trennwänden nicht in die Dämmschicht hineinreichen und die eindringende Feuchtigkeit hauptsächlich im Putz verbleibt, dort gepuffert wird und später austrocknen kann wieder. So bleibt die innere Wärmedämmung aus Hanfleichtton trocken.

Abschließend wurde innen ein zweischichtiger Lehmputz mit Gewebe aufgetragen und streichfertig abgerieben. Alle Wandflächen wurden mit Lehmfarbe gestrichen. In der Küche wurde im Bereich der sonst klassischen Fliesen anstelle der Lehmfarbe im gleichen Farbton eine Lehmglätte aufgetragen. Diese wurde dreimal dünn aufgetragen, verdichtet und mit Carnaubawachsemulsion abriebfest gemacht. Der Farbton ist ein kühles Grau, das durch Lichtreflexe von außen sehr veränderlich wirkt. Wird das Sonnenlicht vom roten Dach des Haupthauses reflektiert, wirkt diese Wandfarbe grau-rosa, bei Kunstlicht ist es eher kühl.

In der kalten Nordostecke des Gebäudes wurde aus folgenden Gründen eine Wandheizung an den Außenwänden installiert: Sie sorgt mit ihrer Strahlungswärme und geringen Heizkosten für ein angenehmes Raumklima und die Wände trocknen schnell aus.

Lehmbaupraxis - Planung und Ausführung

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Baustoffe + Bauphysik Schlagworte: Lehmbau, Lehmputz, Leichterde

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David Feldbrügge, Zimmermann, Lehmbauer, Inhaber eines Naturbaustoffhandels („Erdladen“) und einer baubiologischen Beratungsstelle des IBN.

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